Artikel auf multipolar-magazin.de vom 28. April 2023
Dr. Hauke Ritz, der auf unserem 1. Symposium Falkensee einen Vortrag gehalten hat https://youtu.be/r8IXjUVey1U ("Der Ukrainekonflikt - Der Weg in den Krieg und die strategischen Kriegsgründe") hat einen sehr interessanten Artikel auf Multipolar veröffentlicht, den ich allen geopolitisch interessierten Menschen ans Herz legen möchte. Seine starken Analysen in Verbindung mit einem tiefen philosophisch-kulturellen Blick auf das politische Geschehen im jetzt und in der Vergangenheit sind Geschichts- und Politikunterricht pur - und regen natürlich auch zum Nachdenken und Diskutieren an.
"Betrachtet man die außenpolitischen Dokumente, die in den letzten zwei Jahrzehnten von führenden Zeitschriften für westliche Außenpolitik publiziert worden sind (z. B. in den USA „Foreign Affairs“, Zeitschrift des Council on Foreign Relations, oder in Deutschland „Internationale Politik“, Zeitschrift der DGAP – Deutsche Gesellschaft für auswärtige Politik), so springt ein Umstand besonders ins Auge: In diesen Publikationen wird das Ziel einer von den USA bzw. der NATO normativ regierten Welt nicht hinterfragt, sondern immer vorausgesetzt. Das potenzielle Scheitern westlicher Dominanz wird gar nicht erst erwogen, nicht einmal als Möglichkeit. Ähnlich verhält es sich mit nahezu allen übrigen US-amerikanischen oder deutschen Think Tanks und ihren Publikationen zur Geo- und Außenpolitik. Die fortgesetzte Geltung einer westlich zentrierten Weltordnung ist für diese Institutionen unumstößlich, während zugleich der Abstieg Russlands wie eine Gegebenheit behandelt wird.
Mit anderen Worten, es scheint in der westlichen politischen Planung derzeit keinen „Plan B“ zu geben. Gerade das Fehlen eines solchen könnte die enorme Eskalationsbereitschaft des Westens erklären. Aus irgendeinem Grund hat die politische Elite der USA, aber auch Großbritanniens, Deutschlands und zahlreicher anderer Länder, ihr eigenes politisches Schicksal mit der Durchsetzung einer vom Westen geführten Weltordnung verknüpft. Im Westen scheint man von der Idee beherrscht zu sein, dass der Krieg in der Ukraine zu einem Regimechange in Moskau und damit zu einer Restauration westlicher Macht führen könnte. Da nun aber die Vorherrschaft des Westens, entgegen den Erwartungen, ins Rutschen geraten ist, kommt es zu den erwähnten hysterischen Reaktionen."
Comments