Kommentar des russischen Botschafters in Deutschland Sergej Netschajew für die Neue Osnabrücker Zeitung vom 19.2.2024
"Mit Sorge beobachten wir, dass die antirussische Rhetorik in Deutschland an Fahrt gewinnt. Auf hoher politischer Ebene wird gefordert, die Bundeswehr und die deutsche Gesellschaft kriegstüchtig zu machen, die eigenen Militärausgaben und die Militärhilfe für Kiew um ein Vielfaches zu erhöhen, den Krieg nach Russland zu tragen, dort Städte zu bombardieren, russische Ministerien und Infrastruktur mit modernen deutschen Waffen zu zerstören. Das alles kann nur Anlass zu großer Sorge sein und lässt Erinnerungen an die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte aufkommen.
Diese Forderungen deuten nicht nur auf die Realitätsfremdheit einzelner Politiker hin. Wir sehen sie auch als direkte Anbiederung an die Interessen der Rüstungsindustrie und an die Strategie der angelsächsischen Eliten, Europa in eine unmittelbare militärische Auseinandersetzung mit Russland hineinzuziehen.
De facto geht es darum, nicht nur Russland zu schwächen, sondern auch die EU-Länder, denen die Rolle des Bauernopfers im Spiel anderer zugedacht ist. Ein Nebenziel der militaristischen Hysterie ist anscheinend auch der Versuch, die öffentliche Aufmerksamkeit von den inneren Schieflagen abzuziehen, indem man Russland für die negativen Folgen der von Berlin erklärten Zeitenwende verantwortlich macht und Angst vor einem nahenden globalen Konflikt schürt.
Ich möchte daran erinnern, dass Russland nie eine Gefahr für Deutschland darstellte. Die deutsch-russischen Beziehungen, die mehrere Generationen unserer Vorgänger gemeinsam gestalteten, bildeten Grundlage für die Aussöhnung zwischen unseren Ländern und Völkern, für die Deutsche Einheit und eine vielfältige vorteilhafte Zusammenarbeit, die zum Wohlstand und internationalen Ansehen der Bundesrepublik beitrug. Derzeit werden alle Brücken, die uns zusammenhielten, einschließlich der Kontakte zwischen den Menschen, von der deutschen Seite im Eilverfahren zerstört. Das ist über alle Maßen bedauernswert.
Ich bin überzeugt, dass es den nationalen Interessen Deutschlands und seiner Bürger nicht entspricht.
Im Interview mit dem US-Journalisten Tucker Carlson hat der russische Präsident deutlich gemacht, dass die s.g. «russische Bedrohung», die von den westlichen Ländern beschworen wird, Fake und billige Provokation ist. Wir hatten und haben keine aggressiven Absichten gegenüber der EU und der NATO. Wir wollen uns nicht in einen globalen Krieg hineinziehen lassen, der die ganze Menschheit an den Rand der Vernichtung bringen würde. Das ist ausgeschlossen, denn das steht im Widerspruch zum gesunden Menschenverstand. Es wäre logischer, Vereinbarungen zu treffen, aber nicht basierend auf Ultimaten an Russland, sondern geleitet vom Respekt vor den ureigenen Interessen unseres Landes, die wir stets zu schützen entschlossen sind."
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