Novak Djokovic im Interview mit Graham Bensinger, Frühjahr 2020
Meine Kindheit im Osten Deutschlands ist durch viele traumatische Erlebnisse und Erfahrungen geprägt worden. Einige wenige davon hallen noch in meinem erwachsenen Leben nach, sind sie doch der politischen Agenda und Propaganda, der gesellschaftlichen Erwartungshaltung und den Repressalien der damaligen Zeit geschuldet und nicht so leicht zu verdrängen, wie man es sich wünschen würde. Dazu zählen z.B. Flugzeuge, laute Knalle und Geräusche, die ich nicht zuordnen kann. Sie machen mich unruhig und ängstlich nervös, lassen meinen Körper zitternd zusammenzucken. Ich habe direkt an der Grenze gelebt, nebenan war der "Feind" mit Atombomben und jederzeit bereit, zuzuschlagen...
Was verbindet mich mit diesem wunderbaren Menschen Novak Djokovic in diesem Gedanken an die damalige Zeit? Ich habe das Interview
bereits vor einiger Zeit gesehen - nachdem ich sehr intensiv den Menschen Djokovic verfolgt habe, als er vor 1,5 Jahren in Australien und überall in der Tenniswelt in aller Munde war - wegen des Einreiseverbotes zu den Australien Open im Januar 2022 - weil er nicht "geimpft" war. Im Januar 2023 stand er tränenüberströmt in der Rod Laver Arena und hielt den Pokal in der Hand. Ich saß stumm auf dem Boden und konnte auch meine Tränen vor Freude nicht unterdrücken. Er ist ein Kämpfer, mit Haltung, mit einer inneren Überzeugung und Kraft, die ihm Selbstvertrauen gibt, genug, um mit dieser Haltung und seinem Intellekt, der vielleicht auch viel aus früheren Erfahrungen gespeist ist, die ihn geprägt haben, fest mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen - egal wie stark der Wind gegen ihn bläst. Er hatte es sowas von verdient !!!!!
Novak reiht sich ein in eine Reihe von Tennislegenden, die ich verehre: Björn Borg, Stefan Edberg, Roger Federer - Gentlemen auf dem Court, kämpferisch aber friedlich und fair. Diese Friedlichkeit und diese Fairness spiegeln sich in diesem wirklich wunderbaren Interview ganz besonders wieder. Novak berichtet über seine Erlebnisse während der Bombardierung Serbiens durch die Nato - er war damals gerade 12 Jahre alt. Eine Zeit, die auch ihn geprägt hat - aber nicht mit Hass und Wut, sondern mit Liebe und Vergebung:
"... Of course, that is one of the most traumatic experiences that I had in my childhood that still stays with me to this day... How is it possible that big countries come together and bomb such small countries, helpless people on the street, and just destroy everything? I could not understand that. There is no justification for war. There is no justification for killing somebody for taking away their home. This is the ultimate cruelty. And that has made me and everybody in Serbia very angry, and the scars of these emotions of this anger still are today present in everybody. But I worked on myself and on those emotions to forgive because you need to forgive. Finally, how can you be fueled more by anything than love? And love is forgiveness. And that's my philosophy on life."
Hoffen wir, dass jeder Krieg, der gerade über unsere Erde tobt, in Liebe und Vergebung endet. Damit die Menschen nicht vergessen, sondern verarbeiten, erwachen und erkennen - dass Kriege niemals gut sind für die Männer und Frauen, die sie austragen müssen, sondern immer nur aus Gier und Profitstreben geführt werden. Und das wir jede Spaltung die zu einem Krieg führen kann schon im Keim ersticken müssen!
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